14.06.2016: Drehbuchschreiben

Was macht einen Film spannend? Informationsabend zum Thema Drehbuchschreiben mit Lucien Krebs.

 

Ein guter Film hängt von zahlreichen Faktoren wie Regisseur, Schauspieler, Kamera, Ton, Schnitt, etc. ab. Die Grundvoraussetzung für jeden guten Film ist jedoch immer ein gutes Drehbuch. Der Gastreferent Lucien Krebs, dipl. Drehbuchautor SAL, hat uns in einem interessanten und informativen Abend die Grundlagen des Drehbuchschreibens näher gebracht. Das Hauptziel bestand darin, zu verstehen, wie ein Spielfilm aufgebaut ist und wieso ein Film spannend ist oder eben nicht.

Ein Film enthält Hauptfigur(en), ein Hauptziel und Hindernisse, um dieses zu erreichen. Der Zuschauer muss diesen Mechanismus verstehen. Der Zuschauer kennt die Hauptfigur, ihr Ziel und erkennt die Hindernisse sowie den Konflikt. Je stärker dieser ist oder wahrgenommen wird, desto grösser ist die dramatische Wirkung!

 

Rund 90% der Drehbücher haben die klassische 3-Akt-Struktur. Bei einem 120-Minuten Film wären die Eckpunkte die folgenden:

1. Akt (30 min): Exposition - Aufhänger • Auslöser • Wendepunkt 1

2. Akt (60 min): Zentraler Konflikt - Entscheidung auf Wendepunkt 1 • Midpoint • Wendepunkt 2

3. Akt (30 min): Auflösung - Entscheidung auf Wendpunkt 2 • Höhepunkt • Auflösung

 

Lucien Krebs hat uns anhand zweier gegensätzlicher Hollywoodfilme (The 6th Sense / Pirates of the Carribbean) sehr eindrücklich die Mechanismen und Wendepunkte aufgezeigt.

Fazit: zentrale Wendungen können zeitlich vorhergesehen werden. Der Wendepunkt 1 nach einem Viertel des Films verrät bereits, ob es ein Happy End gibt oder nicht. Und spätestens ab der Mitte des Films kennen wir den Mörder.

 

Somit ist ja ein Film nun gar nicht mehr spannend, wenn man alles vorhersehen kann. So einfach ist es nun aber doch nicht, zu glauben, nach einem Abend bereits alle Geheimnisse lüften zu können.

 Lucien Krebst hat sich diese Grundlagen während 2 Jahren erarbeitet. Von 2012 bis 2014 hat er an der Schule für angewandte Linguistik am ersten derartigen Lehrgang in der Schweiz teilgenommen und sich durch das Studium von zahlreichen Filmen in der Praxis das entsprechende Know-How angeeignet. In dieser Zeit konnte er sich nicht zuletzt auch dank zahlreichen Referenten aus dem Filmbusiness ein grosses Hintergrundwissen aneignen und uns dementsprechend auch einige Anekdoten und Insidertipps verraten.

 

Trotz später Stunde gab es nach dem Vortrag eine angeregte Diskussion. Lucien Krebs war gerne bereit, auf alle Fragen und Anregungen Auskunft zu geben. Peter Uboldi nutzte eine Antwort von Lucien, indem er diese passend als Schlusswort interpretierte und dankte ihm für seinen spannenden Vortrag. Er fragte gleichzeitig an, ob er sich vorstellen könnte, im kommenden Jahr einen weiteren Vortrag zum Thema «Geschichten schreiben» zu halten. Lucien freute sich über die Anfrage und bejahte dies. Nach dem offiziellen Teil des Abends wurde auch im Restaurant bei einem feinen Kaffee noch bis spät in die finstere Nacht weiter diskutiert.   

 

Text:  Peter Suter

Fotos:  Erich Schuster u. Peter Uboldi